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1. Geschichte des Mittelalters - S. 82

1888 - Wiesbaden : Kunze
82 Erste Periode des Mittelalters. er zu den armen, aber strebsamen Schülern, die er zu seiner Rechten gestellt hatte: „Fahret fort, immer vollkommener und tüchtiger zu werden; dann wird euch mein Lob und Beistand nicht fehlen." „Ihr aber," fuhr Karl die trägen Knaben zu seiner Linken an, „ihr Söhne der Edlen, ihr seinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünkt und des Wissens nicht nötig zu haben scheint, ihr unnützen Buben, ich sage euch, bei Gott! euer Adel gilt nichts bei mir; wenn ihr eure Trägheit nicht durch Eifer und Fleiß wieder gut macht, so habt ihr von mir nichts zu hoffen." An seinem Hofe umgab er sich mit gelehrten Männern, die ihn in seinen Bestrebungen unterstützten. Der Angelsachse Alkuin (f 804), der wie Karl die Bildungskraft der Religion und der alten Sprachen schätzte, wurde aus Italien berufen und unterrichtete an der Hoffchule. Karl schenkte ihm großes Vertrauen und ließ durch ihn in Tours für alle Bildungsanftalten feines Reiches eine Musterfchule errichten. Paul Warnefried (Diakonus) schrieb die Geschichte der Langobarden, Petrus von Pisa lehrte die Grammatik ; Einhard, den Karl wegen feiner Anlagen schort als Knaben an feinen Hof genommen hatte, unterstützte ihn bei feinen Bauten und schrieb Karls Leben. Im Verein mit diesen Männern wirkte Karl auch für Erhaltung der deutschen Litteratur schätze und Pflege der deutschen Sprache. Er veranstaltete eine Sammlung alter deutscher Heldenlieder, welche leider nicht erhalten blieb, arbeitete mit feinen Gelehrten eine deutsche Grammatik aus, gab den Monaten *) und Winden deutsche Namen und forderte von den Geistlichen, daß sie in deutscher Sprache predigten und die Grundlehren des Christentums in dem Volke darin befestigten. Die Baukunst förderte er durch Errichtung von Gebäuden auf feinen Gütern und durch Erbauung von Pfalzen (Palästen) zu Aachen, das er wegen feiner warmen Bäder zum Lieblingsaufenthalt erkor, zu Ingelheim und Nymwegen, wo er abwechselnd Hof hielt; ferner ließ er zu Aachen einen Dom errichten und mit Marmorsäulen und Gemälden aus Rom und Ravenna ausschmücken. Karls Privatleben. Karls Wahlfpruch war: „Christus siegt, Christus regiert, Christus triumphiert". Er befolgte ihn fein ganzes Leben getreulich, denn er war fromm und gottesfürchtig, besuchte die Kirche täglich und unterstützte die Armen und Notleidenden alter- *) Die Monate hießen: Wintermond, Hornung, Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-, Heu-, Ernte-, Herbst-, Wein-, Wind- und Christmond.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 300

1888 - Wiesbaden : Kunze
300 Vierte Periode des Mittelalters. teiche in den antiken Bädern, auf runder oder vieleckiger Grundlage mit einer Kuppel überwölbt waren. Aber erst die byzantinische Kunst wandte die Kuppel als Grundelement ihres gesamten Kirchenbaues an, und zwar in der Art, daß sich um eine Hauptkuppel in der Mitte, an welche sich (meist 2 oder 4) Halbkuppeln anlehnen, die andern Räume gruppieren. Selbständig entwickelt erscheint der byzantinische Stil erst im 6. Jahrhundert; er ist in den Ländern der griechischen Kirche mit orientalischen und anderen Einflüssen vermischt bis auf den heutigen Tag in Übung; in diesem Stile sind die Sophienkirche in Konstantinopel, die Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem und das Münster zu Aachen errichtet, ebenso kann die Markuskirche in Venedig, bei welcher verschiedene Stilarten verbunden sind, dazu gezählt werden. Der romanische Stil bildet die Grundform der altchristlichen Basilika weiter aus. Neben den älteren, flachgedeckten Basiliken erheben sich bald Kirchen mit Kreuzgewölben. Zwei Reihen Pfeiler oder Säulen, die durch Bogen verbunden sind und deshalb Arkaden genannt werden, teilen das Langhaus in drei Räume, deren mittlerer, das Mittelschiff, gewöhnlich doppelt so hoch und breit ist, als die Seitenschiffe. An das Quer schiss wird in der Längenachse des Gebäudes ein Raum von der Höhe und Breite des Mittelschiffes angefügt, der wie eine Fortsetzung desselben über das Querschiff hinaus erscheint und mit der halbkreisförmigen Apsis schließt. Dieser für die chorsingende Geistlichkeit bestimmte Raum heißt der hohe Chor. Sein Fußboden ist, wenn unter ihm eine Krypta angelegt ist, um mehrere Stufen gegen den der übrigen Kirche erhöht. In der Apsis steht der Hochaltar. Durch die Anlage des Chores erhält die Kirche die Form eines lateinischen Kreuzes. Gewöhnlich befinden sich zwei Türme an der Westseite der romanischen Kirchen, oder sie stehen in den von Querschiff und Chor gebildeten Ecken. Über der Vierung erhebt sich oft ein sechs- oder achteckiger Kuppelturm. Die Mehrzahl der Türme ist von quadratischer Grundform, die oben bisweilen in ein Achteck übergeht; seltener sind runde Türme. Die Bedachung der Türme ist gewöhnlich pyramidenförmig, vier- oder achtseitig; über den Seiten der Türme erheben sich oft stumpfe Giebel, zwischen denen der Helm aufsteigt. Alle Wölbungen in Thüren, Fenstern und Arkaden sind im Rundbogen ausgeführt und, von breiter unterer Fläche ausgehend, in die Mauerdicke eingeschrägt. Verzierungen des Äußern sindlisenen, senkrechte Mauerleisten, und der Rundbogenfries. Der romanische Stil blühte ungefähr vom Jahr 1000 bis gegen 1250 und

3. Geschichte des Mittelalters - S. 303

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 42. Wissenschaft und Kunst. 303 begonnen und 1880 vollendet wurde, die Stephanskirche in Wien, der Dom zu Erfurt und viele andere sind in diesem edeln Stile erbaut. Bildnerei und Malerei. Die ersten Spuren bildender Kunst finden sich als Wandmalereien in den Katakomben in Rom und Neapel; Ravenna besitzt die am besten erhaltenen Mosaikbilder. In Deutschland erscheinen sie zu den Zeiten der Karolinger und erinnern bei aller Unvollkommenheit an die antike Technik. Im 11. Jahrhundert wurde die Einwirkung der byzantinischen Kunst in dem architektonischen Charakter der Kunstwerke bemerkbar: symmetrische Strenge bei dem Streben, die Form der Gestalten in scharfer und bestimmter Weise zu fassen. Die menschliche Gestalt erscheint nach toten, mathematischen Gesetzen entworfen, lang gedehnt, die Verhältnisse der Körperteile sind verfehlt, und das Nackte ist unvollkommen ausgebildet. Die Gewänder sind in lange, einfache Falten gelegt. Die Malereien der karolingischen Zeit zeigen saftige, mit unsicher geführtem Pinsel ausgetragene Farben, in der folgenden byzantinischen Periode feine, saubere Ausführung in trockener Farbe und können nur als kolorierte Zeichnungen betrachtet werden. Die Kunst der Mosaikmalerei, die im Abendland erloschen war, wurde in Italien nach byzantinischem Muster erneuert, gelangte jedoch erst im 12. und 13. Jahrhundert zu freierer und selbständigerer Ausbildung. Mit dem Schlüsse des 12. und dem Anfange des 13. Jahrhunderts trat in Deutschland ein bedeutender Aufschwung der bildenden Kunst ein: die gemessene Strenge des als Grundlage beibehaltenen romanischen Stils weicht einer tiefen Innigkeit des Gefühls und einer frommen, gemütvollen Auffaffung. Die menschlichen Gestalten verlieren den kalten starren Charakter und nehmen eine lebensvolle, anmutige Haltung an; die Gesichter zeigen einen weichen, lieblichen Ausdruck; die Schultern sind jedoch mit den eng anliegenden Armen oft zu schmal gehalten, die Hände erscheinen zuweilen verdreht. Die Gewänder fließen in langer, weich geschwungener Faltung. Im Laufe des 13. Jahrhunderts macht sich der Einfluß des in der Baukunst vorherrschenden gotischen Stils auf die Skulptur durch die demselben entlehnten Ornamente, sowie durch ein gewisses gedehntes, manieriertes Wesen bei den Figuren geltend. Die Malereien gotischen Stils sind bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts noch einfach kolorierte Umriß- zeichnungen , und erst später gelangt dieser Kunstzweig zu höherer Ausbildung und Bedeutung. Die Umwandelung der Malerei, welche in Flandern im Anfange des 15. Jahrhunderts durch die Gebrüder van Eyck bewirkt wurde, denen die Vervollkommnung und

4. Geschichte des Mittelalters - S. 305

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 305 scheinen fast von gleichem Alter, sind aber ohne Jahreszahl. In Italien machte zuerst der Florentiner Goldschmied Maso Finiguerra Versuche, seine Niellogravierungen (auf Silber) aus Papier abzudrucken, um die Wirkung zu beurteilen, welche seine gravierten Gegenstände nach der Ausfüllung der eingegrabenen Linien mit schwarzem Emailleguß machen würden. Eigentliche Kupferstiche verfertigte erst um 1460 oder 1465 der Goldschmied Baecio Baldini in Florenz. In den Niederlanden arbeiteten in dieser Kunst verschiedene Meister, unter welchen Lukas von Leyden (1494 — 1533) als Förderer der Technik zu nennen ist. In Deutschland bildete der in seinen Werken durch edle Frömmigkeit ausgezeichnete Meister Martinschongauer (gewöhnlich Schön genannt, gest. nach 1490) und namentlich der geniale und vielseitige Künstler Albrecht Dürer von Nürnberg (1471—1528) mit seinen Schülern die Kupferstecherei weiter aus. Unter den Italienern dieser Epoche sind vor vielen andern als Meister der Kunst Andrea Mantegna von Padua (1431—1506) und der Stecher nach Rasaels Zeichnungen, Mark Anton Raimondi (geb. um 1488) zu nennen, der viel nach Dürer kopierte und eine bessere Führung des Grabstichels anwandte. Mit der Kupferstecher-funst bildete sich auch die Radierkunst, das Gravieren mit ätzender Flüssigkeit aus Metall, weiter aus. Die Radierkunst erreichte in Dürer ihren Höhepunkt und wurde von holländischen und deutschen Malern mit Vorliebe ausgeübt. Der Holzschnitt wurde ebenfalls verbessert. Um 1640 erfand dann der kurhessische Oberstlieutenant Ludwig von Siegen die Schabrnanier, in der Neuzeit kamen Stahlstich und Steindruck (Lithographie), Farbendruck und Lichtdruck hinzu. §• 43. «jfmuen tses inerten Mmums. 1. Der Ritter- und Bürgerstand. Die letzte Periode des Mittelalters zeigt uns das Rittertum bereits in feinem Verfalle, den Bürgerstand dagegen in merklichem Fortschritt. Während die Ritter m alten, dem Einsturze nahen Burgen hausten, bei Gelagen von den Zeiten der Vergangenheit redeten und in Unthätigkeit der Dinge harrten, welche kommen sollten, hallten die Straßen der Städte wieder von den Tritten eiliger, geschäftiger Bürger, welche ihren Gewerken nachgingen, von dem Rufe thätiger Handelsleute, welche ihre Waren anpriesen, oder von den Klängen, welche allerorten aus den zahlreichen Werkstätten hervordrangen. Das Alte sank unter, das Neue atmete frische Lebenskraft. Saffians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 20

5. Geschichte des Mittelalters - S. 298

1888 - Wiesbaden : Kunze
298 Vierte Periode des Mittelalters. die Spuren des Verfalles der dichterischen Technik an sich. Der bei Maximilian I. schon erwähnte „Teuerdank" und „Weiskunig" zeigen, daß die Zeit für das Epos vorüber war. Dagegen beginnt bei größerer Teilnahme an den öffentlichen Ereignissen aus den kirchlichen und Fastnachtsspielen das Drama sich zu entwickeln, worin Hans Rosenplüt und Hans Folz aus Nürnberg sich zuerst hervorthun. Die Erkenntnis vielfacher Irrtümer und Schwächen im Leben, die Auflehnung des Volkswitzes gegen die Hierarchie und das Hofleben rief Satiren hervor, unter denen Reineke Fuchs, Till Eulenspiegel und das Narrenschiff des Sebastian Br ant (f 1522), Murners Schelmenzunft und Narren-befchwörung hervorzuheben sind. Die Prosa erhielt ihre erste Ausbildung teils durch berühmte Kanzelredner, wie David von Augsburg (f 1271), B erthold von Regensburg (f 1272), Johanntauler(-f 1361), und Johanngeiler von Kaisersberg (t 1510), teils durch zahlreiche Chronisten. Unter den letzteren sind besonders hervorzuheben: Konrad Justinger von Bern (t 1426), Melchior Ruß aus Luzern, Johann Stumpf aus Bruchsal, Petermann Etter lin aus Luzern, welche die Geschichte der Eidgenossenschaft niederschrieben. Diebold Schilling aus Bern beschrieb den Burgunderkrieg, der Stadtschreiber Tillmann und Johann Gensbein verfaßten die Chronik von Limburg, Jakob Twinger von Königshofen eine elfässische und Johannes Rothe, ein Mönch zu Eisenach, eine thüringische Chronik. Die Baukunst stand während des Mittelalters vorzugsweise im Dienste der christlichen Kirche. Wie die Araber den maurischen Stil (§. 12) ausbildeten, so war auch der kirchliche Sinn unter der Christenheit besonders der Baukunst günstig, und viele herrliche Dome, welche noch bis heute von dem Fleiße, der Frömmigkeit und dem Kunstsinne jener Zeit zeugen, erfüllen uns mit Staunen und Bewunderung. Man unterscheidet in der christlichen Baukunst des Mittelalters außer dem Basilikastil drei Hauptstile: den byzantinischen, den romanischen und den gotischen Stil. Die Basilika war das Muster für die ersten, unter Konstantin dem Großen erbauten christlichen Kirchen und wurde in späterer Zeit mannigfach umgebildet. Die Basiliken d. h. königliche Hallen dienten bei den Römern dem kaufmännischen Verkehr und der bürgerlichen Rechtspflege. Sie bestanden aus zwei Teilen, dem länglichen Raume für die Leute, welcher gewöhnlich mit Säulenreihen und Galerien an den Seiten versehen war, und dem Sitze für die

6. Geschichte des Mittelalters - S. 299

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 42. Wissenschaft und Kunst. 299 Richter, dem Tribunal, welches sich an den ersteren Raum in Form eines Halbkreises in bescheidener Größe anlehnte. Die Stelle, welche in der Basilika das Tribuual einnahm, die Apsis, erhielt in der Kirche der Altar, sowie die Sitze für die Geistlichkeit; in dem länglichen, größeren Raum, welcher durch die beiden Säulenreihen in drei Schiffe mit flachen Holzdecken geteilt wurde, versammelte sich die Gemeinde. Im Lause der Zeit erlaubte sich die Baukunst allerlei Änderungen dieses ursprünglichen, einfachen Grundrisses, indem sie das Mittelschiff höher führte als die mit Rundfenstern und einem Pultdache versehenen beiden Seitenschiffe, die Wände in der Höhe mit Fenstern durchbrach, die Säulen durch Halbkreisbogen verband und zwischen Apsis und Langschiffen ein Quersch iss von der Höhe und Breite des Hauptschiffes ausführte und auch wohl unter dem Hauptaltar eine Gruftkirche (Krypta) zur Aufbewahrung der Gebeine des Hauptheiligen erbaute. Vor dem Haupteingang wurde häufig ein Vor Hof (Atrium) angelegt, der von einem Säulengang (Portikus) umschlossen wurde. In der Mitte desselben stand wohl ein Brunnen zum Reinigen der Hände vor dem Eintritt, als Symbol der inneren Reinigung, aus welchem Gebrauche später der des Besprengens mit Weihwasser entstand. Die Ausschmückung der Basilika schließt sich der architektonischen Form an. Die Säulen sind antiken Formen nachgebildet, am häufigsten der korinthischen, seltener ionischen. Die Mauern des Mittelschiffes, besonders aber den Triumphbogen und die Apsis bedeckte man mit Mosaiken oder Fresken. Die in der älteren Zeit üblichen symbolischen Darstellungen, wie das Lamm, der Hirsch, der gute Hirt, Jonas u. ct., später die kolossalen Gestalten Christi, der Apostel und Märtyrer aus leuchtendem Goldgründe bringen eine ernste, großartige Wirkung hervor. Statuen brachte man in den Basiliken nicht an, weil die Heiden solche in ihren Tempeln hatten. Der byzantinische Baustil. Auch im byzantinischen Reiche war zunächst die Basilika der Ausgangspunkt der kirchlichen Architektur. Wie in Rom, so erbaute Konstantin auch in seiner neuen Residenz und in anderen Städten seines Reiches mehrere flach gedeckte Basiliken. Im Laufe des 5. Jahrhunderts bildete sich dagegen im oströmischen Reiche allmählich ein auf anderen Grundlagen beruhender Stil, den man als eigentlich byzantinischen aufzufassen hat. Dieser ging von dem altrömischen Kuppelbaue aus. Zwar gab es auch in Italien gewisse kirchliche Gebäude, an welchen die Form der Kuppel vorherrschte; besonders sind dahin die Tauskapellen (Baptisterien) zu rechnen, welche, als Nachbildung der Schwimm-

7. Geschichte des Mittelalters - S. 84

1888 - Wiesbaden : Kunze
84 Erste Periode des Mittelalters. lichen Heilmittel, mit Fasten, helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. Am siebenten Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl, und am folgenden Morgen (28. Januar 814) verschied er. Mit sterbender Hand machte er über Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach leise mit geschlossenen Augen: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist." Sein Leichnam wurde in vollem Kaiserschmuck und auf goldenem Throne in der von ihm erbauten Münsterkirche zu Aachen beigesetzt, worauf die Gruft zugemauert und versiegelt wurde. Eine Marmorplatte mit der Aufschrift Carolus Magnus bezeichnet jetzt noch seine Grabstätte. Seine Thaten lebten fort, und sein Name erklang in Lied und Sage durch die Jahrhunderte. §. 16. Die Jxauen in tfem eisten $eifa6|'tfiniff ([es Jutfetattei’s. 1. In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle barbarischer Völker die Kultur des Abendlandes mit dem Untergange des weströmischen Reiches finken, und der kriegerische Geist jener Zeit, der Begründung neuer Staaten allerdings förderlich, wirkte auf Wohlstand und Bildung höchst nachteilig ein. Dies gilt namentlich für das westliche Europa, wo in Italien, Spanien, Gallien und Britannien neue germanische Reiche entstanden. Die Verhältnis im Orient, wo das griechische Reich sich noch hielt, mußten anders fein, weil dahin die alte Sitte und Bildung sich geflüchtet hatte. Die politischen Verhältnisse des Abendlandes wirkten auch auf die Lage der dortigen Frauen ein. Höhere Bildung dürfen wir bei den Frauen jenes Zeitalters nicht suchen. Sie waren fast ausschließlich auf das Familienleben beschränkt und nahmen an dem Leben und den Kriegsthaten der kampflustigen Männer in der Regel wenig Anteil, obwohl wir auch unter den Frauen einzelne Beispiele von großer Streitsucht, Rachgier und Mordlust treffen. Die Frauen der germanischen Völker beschäftigten sich von jeher vorzugsweise mit dem, was von deutschen Frauen immer mit musterhafter Ausdauer, großer Einsicht und unermüdlichem Fleiße gehandhabt wurde, mit der Leitung und Besorgung des Hauswesens, mit der Anfertigung und Unterhaltung der Kleidungsstücke, mit Weben, Sticken und Nähen, mit der Erziehung der Kinder, mit der Pflege und Wartung der Kranken und Gebrechlichen. Viel trug auch das an Gemüt reiche und für-frommen Sinn empfängliche Geschlecht der Frauen im Abendlande zur Ausbreitung der christlichen Religion bei.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 63

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 12. Mohammed und die Araber. 63 aus schwarzem Marmor das Bassin; auf 218 weißen Marmorsäulen ruht das Dach der Galerien. Der arabische oder maurische Bau stil besteht aus einer anmutigen Vereinigung indischer, ägyptischer, griechischer und christlicher Elemente. Die Kuppel lernten die Araber in Ostindien und Vorderasien, den Spitzbogen in Ostindien und Ägypten kennen, die Hufeisenform erfanden sie selbst. Eigentümlich ist ihm die tapetenartige Verzierung der Wände, wo bunte Steine zu Arabesken zusammengesetzt sind oder rote, gelbe und goldene Figuren auf azurblauem Grunde einen prächtigen Teppich bilden. Diese Arabesken sind entweder geometrische Figuren oder Blumen-nnd Blattverschlinguugen. Da der Koran jede bildliche Darstellung untersagt, so bedeckte man die Wände mit goldenen Inschriften aus dem Koran. Seitdem die Residenz der Kalifen nach Damaskus verlegt worden war, lernten die Moslemin griechische Bildung kennen. Die griechischen Schriftsteller wurden ins Arabische übersetzt, und nach der Verlegung der Residenz nach Bagdad kamen persische und indische Elemente zu dieser arabisch-griechischen Wissenschaft. Die Heilkunde, Mathematik und Astronomie wurden mit solchem Eifer betrieben, daß die Araber ihre Lehrmeister bald übertrafen. Griechische Bücher und Gelehrte wanderten nach Bagdad. Die Araber suchten den Umfang der Erde zu berechnen und maßen bereits einen Breitengrad in der Ebene von Sandschar bei Palmyra. Auch astronomische Instrumente wurden gefertigt und Beobachtungen angestellt, welche für die neuere Astronomie von der größten Wichtigkeit geworden sind. Überall entstanden hohe Schulen, und durch die maurischen Lehrstühle zu Alexandria, Eordova, Toledo und Sevilla wnrden die Kenntnisse der Griechen und die eignen Entdeckungen auf dem Gebiete der Astronomie, der Mathematik und der Naturwissenschaften verbreitet. Die Namen Algebra, Alkohol, Zenith, Nabir und Chemie (Alchymie) sind arabischen Ursprungs, desgleichen auch die allgemein gebräuchlichen arabischen Ziffern. Mühlen, Sand- und Wasseruhren zc. lernte man von den Arabern kennen; in der Heilkunde waren sie den andern Nationen ebenfalls weit voraus. Auf dem Gebiete der Dichtkunst wurde die erzählende und lyrische Poesie eifrig gepflegt. Zur Zeit der Abasfiden entstanden die sogenannten arabischen Märchen, welche häufig zu Sammlungen vereinigt wurden; die bekannteste derselben ist „Tausend und eine Nacht". Die Geschichtschreiber führen fast von jedem Kalifen des Abafsidengeschlechts Verse und weise Aussprüche an. Unter den Dichtern sind besonders ausgezeichnet: der aus Basra stammende Araber Hariri (1054—1121) durch seine Mas anten (novellistischen Erzählungen); der Perser Firdttst (960—1030) als Verfasser des „Königsbuches" Schahname, in welchem in 60000 Versen nach alten Sagen und Chroniken die Thaten der persischen Herrscher bis zum Untergang der Sassaniden erzählt werden. Ein späterer Dichter ist Hafis (t 1389) aus Schiras, berühmt durch seine Lieder, Oden und Elegien, in welchen eine freie Weltanschauung in geistreicher Form zum Ausdruck gebracht ist.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 203

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 31. Wissenschaft und Kunst. 203 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt durch den Dominikaner Thomas von Aquino und den Franziskaner Duns Scotus, verlor sich aber in unfruchtbaren Grübeleien, während die Mystik die Vergeistigung und dichterische Verklärung der christlichen Lehre fortsetzte und treffliche Kunstwerke schuf. Als Geschichtschreiber zeichnete sich Otto von Freising, der Halbbruder Konrads Hl, durch seine Zeitbücher (Chroniken) und das „Leben Barbarossas" aus. Saxo Grammatikus schrieb eine dänische, Helmold eine slawische Geschichte, welche für die Zeit Heinrichs des Löwen wichtig ist. In Frankreich verfaßte Wilhelm von Tyrus die Geschichte der Kreuzzüge, Villehardouin den vierten Kreuzzug, Joinville die Geschichte Ludwigs Ix. Auf dem Gebiete der Naturkunde besaß Albertus Magnus (f 1280) vielbewunderte Kenntnisse und gelangte in den Ruf eines Zauberers. Die bildenden Künste empfingen in dem Zeitalter der Kreuz-züge vielfache Anregung und nahmen im Dienste der Kirche einen bedeutenden Aufschwung. Die Baukunst entfaltete sich in drei Baustilen (§. 41) und brachte herrliche Kirchen und Dome hervor; die Bildnerei trat der Baukunst helfend zur Seite und schmückte die Dome mit prächtigem Bildwerk; die Malerei entwickelte sich als Wandmalerei und brachte auf dem Gebiete der Glasmalerei treffliche Werke hervor. Das Kunst geroerbe gewann in Waffen- und Goldschmiedarbeit, in der Holzschnitzerei, in kunstvoller Weberei und Stickerei große Bedeutung. Die Dichtkunst. Durch die Idee des Rittertums und die Züge der Kreuzfahrer nach dem heiligen Land roctr der Sinn der Menschen auf Thaten und Abenteuer gerichtet. Ihre Verherrlichung übernahm die Dichtkunst. Die heiligen Stätten, der prächtige Orient, die wunderbaren Pilgerfahrten, die ungewöhnlichen Erlebnisse, die fremden Bekanntschaften, die fromme Begeisterung, die rege Sehnsucht und der ausgebildete Frauendienst gaben den Dichtern den reichsten Stoff zu ihrer Kunst. Im südlichen Frankreich thaten sich die Troubadours, im nördlichen die Trouvtzres hervor und priesen mit ihren Sangesweisen und mit Harfenspiel das Lob schöner Frauen und ritterlicher Helden. Von da verbreitete sich die Dichtkunst nach dem Norden. In Deutschland war die Dichtkunst zuletzt von Geistlichen kümmerlich gepflegt worden, und es war unter anderen Werken das Annolied entstanden, welches den Erzbischof Anno von Köln 1075) feiert, ferner das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht, der die

10. Geschichte des Mittelalters - S. 301

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 42. Wissenschaft und Kunst. 301 schuf die herrlichen Domkirchen zu Speier, Worms, Bambergs Mainz, die Apostelkirche und Maria am Kapitol zu Köln und viele andere in Deutschland und Italien. Der gotische Stil, auch Spitzbogenstil genannt, scheidet sich in der Schlußperiode der romanischen Kunst als eine neue, selbständige und eigentümliche Richtung von dieser aus. Seine Hauptmerkmale sind: 1) die durchgängige Anwendung des Spitzbogens, welcher weniger dicke Mauern als der Rundbogen bedarf, und daher hohe und schlanke Verhältnisse, das Aufwärts streben aller Teile herbeiführt; 2) die Konstruktion der Gewölbe als Gerippe durch gegliederte Kreuzgurten, in welche dreieckige Kappen als dünne Füllung eingespannt werden, Pfeiler und Strebepfeiler, welche die Teilung und Durchbrechung der Mauern bedingt. Der Chor, welcher den östlichen Teil der Kirche einnimmt, ist meistens drei- oder fünfseitig eingeschlossen. Da keine Krypta mehr angelegt wurde, so bedurfte der Boden des Chores, zu dem nur zwei oder drei Stufen führen, keiner bedeutenden Erhöhung mehr, und durch den eckigen Abschluß des Chores siel die Apsil weg. Bei großen Kirchen setzen sich die Abseiten um den Chor als niedrigerer Umgang fort; dazu kommt oft noch ein Kranz von sechs- oder achtseitigen Kapellen, die zwischen die Strebepfeiler des Umganges eingebaut sind. Das Querschiff, wenn ein solches vorhanden ist, trennt den Chor von den vorderen Räumen. Häufig wird auch ein bühnenartiger Bau von mäßiger Höhe, der Lettner (lectorium), zwischen die Pfeiler, welche den Anfang des Chores bezeichnen, eingezogen. Das Schiff ist gewöhnlich dreiteilig. Große Kirchen sind fünsschissig, kleine einschiffig, ohne Abseiten oder durch eine Pfeilerreihe in zwei Schiffe geteilt. Die Seitenschiffe find zuweilen, namentlich in der späteren Zeit, fast regelmäßig von gleicher Höhe mit dem Hauptschiffe. Die Grundform der Pfeiler ist eylindrisch, besetzt mit Halmsäulchen als Stützen der Gewölbegurten ; eine weitere reiche Ausbildung der Säulen oder Pfeiler, wodurch deren Cylinderform schwindet, nennt man Bündelpfeiler. Die Strebepfeiler, welche außen die Widerlage der Umfassungsmauern bilden, steigen in mehreren, von horizontalen Gesimsen (Wasserschlägen) getrennten Absätzen aus; oben sind sie schräg bedacht, giebelförmig oder endigen in eine S pitzsäule (Fiale). Die als Widerlage der Mittelschiffs-Gewölbe dienenden Strebepfeiler ruhen auf den Arkadenpfeilern; um ihren Widerstand gegen den Seitenschub der Gewölbe zu verstärken, schlug man von ihnen brücken-
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